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Archive for 9. September 2010

Heimat.

Mhh, was ist das eigentlich? Geht man vom geographischen Aspekt aus, wie tief wird da eingeschränkt? Alles was hinterm Vorgarten kommt? Die Strasse der Heimatgemeinde bzw. die ganze Honktown himself? Oder das Gebiet, welches durch das Nummernschild des Strassenverkehrsamtes deklariert wird? Nehmen wir also das. Elbe-Elster-Kreis. Eine Einöde in der Öde. Doch trotzdem fühle ich mich hier wohl. Ich habe genug Großstadterfahrung gesammelt, um dies behaupten zu können. Hier kenne ich meine Nachbarschaft, die ähnliche Sozialisation verbindet. Die Menschen sind hier einfach angenehmer. Das Wort „Modebewusstsein“ kann zwar von 3/4 der Einwohnerschaft nicht korrekt buchstabiert werden, geschweige denn interpretiert, aber egal.  Immerhin bieten Volksfeste so ein Sammelbecken voller Kuriositäten. Liebenswerter Art. Keiner schert sich negativ darum, ausser dem verbliebenen Rest der frauenzeitschriftverseuchten Oberflächlickeit. Hier gibt es keine Kämpfe um Sonderangebote im Supermarkt bzw. in anderen Fachmärkten, denn mindestens ein Nachbar kann was erhaschen, und so steht es den Anrainern zur Verfügung. Es sei denn es liegen jahrzehntelange Vergiftungen dazwischen. Aber dies regelt die Mistgabel und nicht der Amtsrichter. Angezeigt werden hier nur Dieseldiebstahl auf Baustellen und abgeknickte Jungbäume. Zumindest liest sich der Polizeibericht in der Ortspostille so. Wenn man im Wald nach Pilzen sucht, kann es passieren, dass man beim pinkeln in den Brombeerstrauch ein Reh aufscheucht, oder den Nachbarn beim Holzhaufendiebstahl erwischt, den der Vater am Vortag zur Abholung präpariert hat, und diese Story zum lachen beim Lagerfeuerbier animiert. Wo die Nachbarin das personifizierte Klatschblatt ist, die am nächsten Morgen genau weiß, warum in der Nacht das Martinshorn zwischen den hochgeklappten Bordsteinen schmetterte.

Nur hier wächst vorm örtlichen Tanztempel Grünzeug aus den Fugen des Eingangsbereiches, nur hier kann es passieren, dass der ansässige Kippenspender wochenlang nicht gefüllt wird und der Nachbar nachts um 1 auf die Idee kommt, Rasen zu mähen (unter Flutlicht) bzw. zur Vermeidung dieser körperlicher Anstrengung ein Schaf auf seine Wiese pflanzt. Hier wurde ich bereits mit 13 jahren Opfer der deutschen Behördlichkeit, als ein aus Wäschenstangen hochgezogenes Fussballtor nicht der DIN-Norm entsprach, und aufgrund von TÜV-Losigkeit im Schrottcontainer landete. Ja, der zivile Ungehorsam übermannte mich schon damals, 2 Tage später stand es wieder an Ort und Stelle. Sollten sie mich doch verknacken, die Amtsschimmel. Naja, man hat mir nur den Ball weggenommen.

Stehen die üblichen Großveranstaltungen an, verabschiedet man all seine Freunde mit einer Träne im Knopfloch wieder in ihre Sekundär-Gefilde. Ich kenne das, ging mir ja auch jahrelang so. Ob Leipzig, Berlin oder Bielefeld, ich hab den Kuh-und Schweinemief vermisst. Aber nun hab ich entschieden, hier zu bleiben, und wenn ich derjenige bin, der das Licht ausmacht. Und ich bin froh, dass ich nicht als einziger so denke in meinem inneren Social-Circle. Ich hoffe nur, diese Entscheidung hat nichts mit dem Erwachsenwerden zu tun, denn dafür bin ich noch nicht reif.

Aber eins weiß ich, ich lasse nichts auf meine Heimat kommen. Zur Not bilde ich den Einmann-Volkssturm. Da darf ich dann auch General sein.

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